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„Wir sehen Potenzial und Entwicklungsmöglichkeiten“

01.09.2021

WZO-Interview mit BDH-Klinik-Geschäftsführer Daniel Charlton über die Corona-Krisenzeit, Veränderungen und Neuentwicklungen.

„Wir sehen Potenzial und Entwicklungsmöglichkeiten“

Waldkirch/Elzach (db). WZO-Redakteur Detlef Berger traf kürzlich BDH-Geschäftsführer Daniel Charlton in der BDH-Klinik in Elzach, um u.a. über Vergangenes, die Corona-Krisenzeit in den beiden Kliniken in Waldkirch und Elzach sowie über Veränderungen und Neuentwicklungen an den beiden Standorten zu sprechen.

Die BDH-Klinik in Elzach ist eine moderne freigemeinnützige Klinik für neurologische und geriatrische Rehabilitation und überregionales Zentrum für neurologische Intensivmedizin und Frührehabilitation mit einem allumfassenden medizinischen, therapeutischen und pflegetherapeutischen Angebot in der Trägerschaft des BDH. Der neue Ergänzungsneubau in Elzach mit 52 Betten ist kürzlich vollendet und in Betrieb genommen worden. Die Außenarbeiten laufen noch durch die Firma Pontiggia. Durch die Corona-Krisenzeit ist die offizielle Einweihungsfeier noch ungewiss. „Das war wirklich eine Glanzleistung in Krisenzeiten. Etwa 100 Mitarbeiter und 52 Krankenhausbetten sind binnen drei Tagen in den neuen Ergänzungsneubau umgezogen. Ich bin sehr stolz auf unsere Mitarbeiter“, so Charlton. Die Sanierung der alten Räumlichkeiten, mit jetzt jeder Menge Platz, laufe indes gegenwärtig auf Hochtouren bei laufendem Betrieb.

Abschied der Ordensschwestern

Voller Dankbarkeit erinnerte sich Charlton im WZO-Gespräch noch einmal an den würdevollen Abschied der letzten fünf Ordensschwestern in der Waldkircher Klinik (wir berichteten bereits). Schwester Anna Maria werde der Klinik indes noch erhalten bleiben. „Eine würdevolle, feierliche und bewegende Abschiedsfeier in der Kapelle. Ich bin sehr dankbar für diese Zeit mit den Ordensschwestern“. Man werde in Zukunft alles daransetzen, so der Geschäftsführer, die von den Ordensschwestern vorgelegten Werte wie Nächstenliebe, Mitmenschlichkeit, Barmherzigkeit und Güte in Waldkirch in der Klinik weiterzuleben und vorzuleben. Geist und Glaube trage neben einer professionellen medizinischen Versorgung eben auch zum aktiven Genesungsprozess bei, so Charlton.

Spaß an Herausforderungen

Man habe am 1.4.2019 das defizitäre Bruder-Klaus-Krankenhaus in wirtschaftlich sehr schweren Zeiten übernommen. „Wir wussten, dass es ein langer Weg werden wird, der noch lange nicht abgeschlossen ist“, so Charlton, der 2022 seinem 10-jährigen Dienstjubiläum als Geschäftsführer entgegenblickt. „Ich habe Spaß an Herausforderungen“, so Charlton, der auch auf die „Wiederbelebung“ der geriatrischen Abteilung in Waldkirch unter Leitung des erfahrenen Prof. Dr. Claus-W. Wallesch, Neurologe, Geriater und Rehabilitationsmediziner, hinwies. Akut-medizinische und frührehabilitative Versorgung würden in dieser Abteilung miteinander verbunden. Der Aufbau dieser geriatrisch-frührehabilitative Komplexbehandlung (GFK) laufe mittlerweile auf Hochtouren, so Charlton. Die BDH-Klinik wolle auch zukünftig ein Krankenhaus mit regionalem Versorgungsauftrag zur allumfassenden Gesundheitssicherung für Patienten aller Altersgruppen sein. Hier stelle der demografische Wandel im Spannungsfeld von finanziellen Zwängen (u.a. kürzere Verweildauer, schnellere Verlegungen) eine Herkulesaufgabe für ein relativ kleines, ländliches Krankenhaus dar. „Ältere Menschen brauchen einfach einen längeren Genesungsweg, was in der allgemeinen Krankenhaus-Finanzierung nicht adäquat abgedeckt wird“, kritisiert Charlton. Man wolle auch weiterhin ein Krankenhaus für alle Menschen sein.

„Wir sehen viel Potential“

Daniel Charlton zeigte sich zuversichtlich, dass man die Herausforderung, die Belegung zu steigern, Ab-läufe effizienter zu gestalten und so den Turnaround in die schwarzen Zahlen in angemessener Zeit zu bewältigen, gemeinsam mit der motivierten und qualifizierten Belegschaft dauerhaft schaffen werde. Sein Dank galt dann auch zunächst den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die auch in der Zeit der Unsicherheit und der intensiven Verhandlungen „zu ihrer Klinik gestanden haben“. Mutig und zielgerichtet müsse man auch weiterhin die Herausforderungen auf allen Ebenen angehen. „Wir verstehen das Geschäft und wir sehen Potenzial und Entwicklungsmöglichkeiten für die BDH-Klinik Waldkirch“, so Charlton. Das umfasse die Schärfung des Profils der bisher in Waldkirch angesiedelten Bereiche Chirurgie und Innere Medizin, die ebenso erhalten bleiben wie alle Krankenhausbetten, alle Abteilungen, die neue Lungenklinik Breisgau (u.a. mit Langzeitbeatmung, Weaningzentrum und Infektionsabteilung), die Leistungsausweitung im Bereich der Neurologie und nicht zuletzt die Notfall-Ambulanz. Charlton skizzierte auch die konkrete Vision eines „Community-Hospitals“ (Medizinisches Versorgungszentrum MVZ) vor Ort, mit der gemeinsam mit lokalen niedergelassenen Fachärzten die medizinische Kompetenz gebündelt und nachhaltige Netzwerke geschaffen werden sollen. Eben hierfür, so Charlton, sei auch vielfältige Unterstützung aus der Bürgerschaft und den Wirtschaftsbetrieben der Region notwendig und willkommen. Die Gradwanderung zwischen gemeinnützigen Werten und der dringend erforderlichen Wirtschaftlichkeit mit all den vielen Herausforderungen des modernen Gesund-heitssystems sei eben sehr schwierig und anspruchsvoll. Die Aufbruchstimmung bei den Mitarbeitern in Waldkirch sei deutlich spürbar, man sei wieder mehr und mehr bereit, „Extrameilen“ zu gehen und die Stimmung sei zuversichtlich. Man müsse natürlich auch an den beiden BDH-Kliniken um qualifiziertes Personal kämpfen. Im Pflegebereich könne man hinsichtlich des Gehaltsniveaus durchaus mit der Uniklinik Freiburg mithalten, so Charlton. Hier könne man bei qualifizierten Fachkräften teilweise übertarifliches Gehalt über TVöD anbieten. Für junge Pflegefachkräfte habe man nach dem Examen attraktive Übernahme- und Startprämien. 

Einzug der Lungenklinik Breisgau

Neben der top ausgestatteten neuen Lungenklinik Breisgau - sie hat Anfang 2021 ihre neuen Räumlichkeiten unter dem Dach der BDH-Klinik Waldkirch bezogen - wünscht sich der Geschäftsführer auch eine zeitnahe Aufwertung mit Cafeteria im Eingangsbereich für Patienten, Angehörige und den ambulanten Wartebereich. Trotz Großsanierung bei laufendem Betrieb und den Herausforderungen der Corona-Krise seien die einzelnen Stationen nach Abklingen der letzten COVID-Welle fast voll belegt gewesen. Man habe seither einen regelrechten „Ansturm“ erlebt. Aufgrund der unsicheren Pandemielage sei eine verlässliche Prognose hinsichtlich der Belegungszahlen sowie der wirtschaftlichen Entwicklung derzeit allerdings schwer, so Charlton. Bis zum Beginn der Pandemie sei man voll im Plan gelegen und auf einem guten Weg zur Neustrukturierung der Klinik gewesen. Während der Lockdown-Phase habe man massive Einbrüche u.a. im Bereich der chirurgischen Eingriffe und im Zertifizierten Endoprothesen-Zentrum zu verzeichnen gehabt. Auch aufgrund von bereits seit Ende 2020 wegfallenden staatlichen Ausgleichszahlungen rechnet Charlton für das Geschäftsjahr 2021 mit einem nicht unbeträchtlichen Defizit für das Waldkircher Krankenhaus. Er warb um das Vertrauen der Patienten. Die BDH-Klinik sei mit einer Impfquote von über 90 Prozent und hochprofessionellem Hygienekonzepte „einer der sichersten Ort überhaupt“. Man müsse zukünftig politisch genau abwägen, ob alleine hohe Inzidenzwerte Einschränkungen im Gesundheitswesen in der bisherigen Form und Dimension auch rechtfertigen, so Charlton. Das moderne und leistungsfähige Gesundheitswesen in Deutschland mit einem „guten Krisenmanagement“ komme auch mit einer erneuten „Welle“ und ggf. einer hohen Inzidenz gut zurecht. Eine hohe Impfquote, so Charlton, sei indes aus seiner Sicht „über-lebensnotwendig für ein weiterhin funktionierendes Gesundheitswesen“.

Corona-Lage jederzeit im Griff gehabt

Mit großem (personellen) Aufwand hat die BDH-Klinik in Waldkirch gleich zu Beginn eine eigene, separate Covid-Isolier-Station mit am Ende ca. 20 Betten (inkl. Beatmungs-Möglichkeit) unter strengsten Hygienerichtlinien eingerichtet. Man sei in einigen Monaten der Pandemie fast an die Grenzen gestoßen, habe die Kapazitätsgrenze aber nie überschritten, so Charlton. Eine Überbelastung und Kapazitätsüberschreitung sei auch aufgrund des großen Engagements der Mitarbeiter, gerade auf der abgeriegelten Isolier-Station, zum Glück verhindert worden. Einige Verdachtsfälle hätten sich am Ende zum Glück als „negativ“ herausgestellt. Dennoch sei man bei der Behandlung von möglichen Covid-Infizierten stets „auf Nummer sicher“ gegangen. Auch in Elzach sei man auf der Covid-Station (28 Betten) samt Beatmungsversorgung nie vollends an die Kapazitätsgrenzen gestoßen, betonte Charlton. Ende 2020 habe es allerdings eine „Grenzerfahrung“ in Elzach gegeben, als es einen heftigen „Corona-Ausbruch“ bei einigen Mitarbeitern und Patienten gegeben habe. Einzelfall-Isolierung, Quarantänemaßnahmen, ein gutes Krisenmanagement und strengste Hygiene-Richtlinien hätten neben dem großen Einsatz der Mitarbeiter dazu beigetragen, die Situation wieder in den Griff zu bekommen. Durch das notwendige vorsichtige Hochfahren nach dem Covid-Ausbruch sei man in Elzach im ersten Quartal 2021 dann wirtschaftlich durch fehlende staatliche Ausgleichszahlungen in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten, kritisierte Charlton die politischen Entscheidungen zu Ungunsten von zumeist ländlichen Fachkrankenhäusern. Als neurologische und intensivmedizinische Fachklinik habe der Schwerpunkt in Elzach schon immer auch auf der Beatmung der Patienten gelegen (20 Beatmungs-Zimmer in Elzach). Umso unverständlicher seien für ihn die ausbleibenden Ausgleichszahlungen durch die Politik für die vollausgestattete Beatmungs- und COVID-Station in einer derartigen Krisensituation. Gleichwohl lobte er die finanzielle Unterstützung von Bund und Land für zehn zusätzliche Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeit in Elzach, die bereits in der ersten COVID Welle im Frühjahr 2020 in Betrieb genommen werden konnten.

Selbstständiges Atmen wieder erlernen

In Sachen (Langzeit)-Beatmung strebe man zukünftig auch einen Schulterschluss zwischen der Lungenklinik Breisgau, der „Inneren Medizin“ in Waldkirch sowie der BDH-Klinik Elzach an, so der Geschäftsführer. Hier gehe es vornehmlich bei der Patientenbehandlung auch um die „Entwöhnung nach langer maschineller Beatmungsbehandlung“. In einem zertifizierten Zentrum sollen die Patienten, wenn möglich wieder das eigenständigen Atmen ohne Geräte unter qualifizierter medizinischer Aufsicht erlernen. Es bleibt also spannend an beiden Klinikstandorten im Elztal in reichlich herausfordernden Zeiten (auch seelischer Art) für Ärzte, Personal, Leitung, Patienten und Angehörige.

Wir bedanken uns bei Herrn Berger für das Recht zur Veröffentlichung.

BDH-Klinik Waldkirch gGmbH • Heitere Weg 10 • 79183 Waldkirch • Telefon 07681 - 208 - 0
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